Esther Vilar: Alt

 

 

 

  In diesem Winter werde ich 39, für mich ist es Ende Oktober. Ich hoffe, der November wird warm und der Dezember "weihnachtlich". Mit 50 werde ich Lebenssilvester feiern, nicht Lebensneujahr!, und dann ist meine Lebenszeit zu Ende. Eine andere Zeit beginnt: ich werde alt.

50 ist die Deadline, die auch Esther Vilar in diesem Buch setzt. Spätestens mit 50 darf man sich nicht mehr als junger Mensch betrachten. Man darf schon, doch es ist unwürdig. Aber was sehen wir? Die Gesellschaft altert, doch es grassiert ein Jugendwahn wie noch nie.

Für die Bevölkerung Deutschlands ist es, auf das Lebensjahr übertragen, durchschnittlich Ende November. In Uganda ist Frühsommer. Ich sehe das Optimum bei Ende August: einem Land geht es am besten, wenn das Median-Alter bei 29 ist. Rein theoretisch, natürlich, denn jedes Land hat eine andere Geschichte, und die Zusammensetzung der Alterspyramide ist nur ein Kriterium der allgemeinen Wohlfahrt unter vielen.

Vilar spricht sich gegen den Jugendwahn aus. Sind die Alten nicht dem Jugendwahn verfallen, bekommt auch die Jugend wieder Respekt vor dem Alter. 55-jährige alte Knaben, 65-jährige Dirnen, 75-jährige Kleinkinder kann man nicht erst nehmen. Altert in Würde, denn Würde altert nicht!

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