Gunnar Heinsohn: Söhne und Weltmacht
In einem der bisher wichtigsten Bücher des 21. Jahrhunderts zeigt Heinsohn, was der Auslöser für Kriege, Bürgerkriege und Völkermorde in der Geschichte gewesen ist und immer sein wird: der youth bulge. Das ist das Verhältnis der Anzahl junger kampfbereiter Männer in einer Gesellschaft gegenüber der Anzahl alter Männer, die ihre Posten räumen.
Um Brot wird gebettelt, um Status wird gekämpft. Der überschüssige junge Mann will nicht überflüssig sein, er will etwas werden, aber alle mit sozialem Status versehenen Plätze in der Gesellschaft sind schon durch die älteren Brüder besetzt. Er weiß, dass er töten wird, also muss es sich einen guten Grund überlegen, denn er will kein schlechter Mensch sein, im Gegenteil. Und hat er nicht das gleiche Recht auf einen respektablen Posten und damit die Möglichkeit, eine Familie zu gründen, wie die Bevorzugten aus seiner Generation?
Mit den zweiten und dritten Söhnen haben die neuzeitlichen Kolonialreiche die Welt erobert. Und auch heute ist ein youth bulge ein veritabler Indikator für kommende Kriege und Bürgerkriege. Das angenehm kurze Buch (ich habe es 2006 dennoch als relativ teure Neuerscheinung sofort nach dem Philosophischen Quartett mit Heinsohns Auftritt gekauft) strozt vor Fakten und angenehmer rhetorischer Lakonik. Heinsohn ist ein Aufklärer, kein Ideologe.
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