Karlheinz Deschner: Abermals krähte der Hahn





 Nach 14 Jahren in der Warteschlange kam dieser Klassiker der Religionskritik diesen Sommer endlich unter meine Lesebrille. Der kirchenkritische Teil, wo die Post so richtig abgeht, wo sich Greueltat auf Greueltat reiht, im Namen Jesu, seiner Mutter und des Wüstenchefs, ist sogar weniger spannend als die kritische Geschichte des christlichen Glaubens selbst.

Wie die Religion mit den zahlreichsten Anhängern sich opportunistisch angepasst und ohne theologischen oder philosophischen Sinn fortwährend geändert hat, was alles bei den Heiden, gegen die man dann Vernichtungskriege führte, zusammengeklaut wurde, erfährt man im großartigen Mittelteil des Klassikers.

Bevor ich dieses Buch in die Hand nahm, las ich jede Menge wohlwollender, "neutraler" Kirchengeschichte, um nicht gleich mit der Verdammung des Christentums anzufangen. Und doch soll es verdammt sein: es hat die Platoniker bestohlen und pervertiert, die Welt zu einem schlechteren Ort gemacht und seinen eigenen Gott, den historisch durchaus möglichen Propheten Jesus, schamlos verraten. Wer sein verstaubtes Christentum nochmal überdenken will, bekommt durch Deschners Standardwerk einen prächtigen Motivationsschub.

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