Bernd Roeck: Der Morgen der Welt

 

 

 Die am 29. Februar 2020 zusammen mit Mischa Meiers Geschichte der Völkerwanderung käuflich erworbene Geschichte der Renaissance des Historikers Bernd Roeck zeigt als erzählerisches Nachschlagewerk das, was Peter Sloterdijk im philosophischen Thriller "Die Schrecklichen Kinder der Neuzeit" thematisierte: das, was im Westen mit der Renaissance begann, war ein furchtloser Ritt des Ichs auf wilden Rössern des Ego. Nochmal sei an die monumentale Kulturgeschichte der Neuzeit von Egon Friedell erinnert; dieser aber, unter Einfluss seines Zeitgenossen Freud, behandelte die Neuzeit nicht als kulturelles Phänomen, sondern als psychiatrische Diagnose.

Roeck skizziert die Anfänge des neugierig-verspielten Geistes der Renaissance in den philoshischen Gedanken- und rhetorischen Wortspielereien der Antike, zeichnet die Wurzeln der Neuzeit im Mittelalter, und los geht die Fahrt durch ein welthistorisches Neuland. Immer wieder blickt er über die Ränder Europas, wo mit zunehmendem Rätselraten auf diesen kleinen Weltteil geblickt werden musste. Nicht Roecks Erörterung der Sonderstellung Europas seit der Renaissance ist eurozentrisch, sondern die Tatsache, dass dem seitdem so ist, ist nunmal Fakt. Und wer bestreitet schließlich die Einzigartigkeit des alten Ägyptens oder des mittelalterlichen Chinas zur jeweiligen Zeit? Zu jeder Zeit gab es Kulturen, die besser waren, als alle anderen, und die deshalb die Menschheit als Ganzes vorwärtsbrachten.

 

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