Rupert Sheldrake: Das Gedächtnis der Natur
Das moderne Bild der Natur hat sich durch die Paradigmenwechsel am Anfang des 20. Jahrhunderts nicht wirklich vom materialistischen Determinismus verabschiedet: weder die Relativitätstheorie noch die Quantenphysik vermochte das Grunddogma des szientistischen Nihilismus zu erschüttern.
Der materialistische Nihilismus hat sich seit seinen Anfängen im 17. Jahrhundert (wurzelnd in der nominalistischen Wende) zu einer szientistischen Religion entwickelt. Jeder Zweifel an seinen Grundsätzen gilt als Sakrileg. Sheldrake ist gegenwärtig der große Villain der wissenschaftlichen Community, weil er das Dogma nicht von außen, sondern immanent in Frage stellt. Im "Gedächtnis der Natur" entwickelt er eine Theorie der Emergenz, einen wissenschaftlichen Versuch, zu erklären, wie Formen in der Natur entstehen.
Wer die wissenschaftliche Methode grundsätzlich ablehnt (die
sogenannten Religioten (Michael Schmidt-Salomon)), ist ein
willkommenerer Kritiker, als jemand, der sich an die Methode hält. Die
Lieblingsgegner der Szientisten sind Kreationisten, Flat Earther und
Verschwörungstheoretiker. Aber was tun mit jemandem wie Sheldrake?
Eine vollständige Theorie der Emergenz würde erklären, wie aus Einfachem Komplexes entsteht. Sie könnte den materialistischen Determinismus sogar noch stützen, korrigiert um Wahrscheinlichkeitsräume und andere Zusätze, die nicht über die schon etablierte Quantentheorie hinausweisen. Aber sie könnte auch einem Panpsychismus Auftrieb geben, die Definition des Lebens über den biochemisch abgesteckten Bereich ausweiten. Die Panik der Fanatiker ist verständlich, man betrachte allein, wie verbissen der Physiker Brian Greene den Glaubenssatz des szientistischen Nihilismus verteidigt, dass alles, was existiert, letztlich nichts anderes als eine bloße Kombination von Elementarteilchen ist.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen