A. S. Puschkin: Jewgeni Onegin

 

 

 

  Ich las Puschkins Meisterwerk einmal als Kind und einmal als Jugendlicher: im Sommer 1999, beim ersten Wiederbesuch des Auswanderungslandes Kasachstan (bzw. des angrenzenden Russlands 400km weiter, wohin die russischen Verwandten inzwischen ausgewandert waren). Die Verserzählung inspirierte mich, wieder auf Russisch zu dichten. Die letzte Begegnung mit Onegin ereignete sich 2012 bei einem Ballett in Berlin: Onegin von John Cranko. Klasse gespielt. 

Der an Byron angelehnte russische Dandy zeigt, wie sehr Europa Teil Russlands ist, sorry, umgekehrt. Alles, was in Russland Geist hat, ist europäisch, "westlich", insbesondere anglo- und noch insbesonderer germanophil. Der russische Märchendichter Puschkin gehört zur europäischen, nicht zur "eurasischen" Kultur. Dass die ethnosoziologischen Ursprünge des Russentums tellurischer Natur sind, im Gegensatz zum lunaren romanischen und Mittelosteuropa und der solaren geistigen Welt germanischer Völker, macht Russland nicht zu einem Teil Asiens.

Onegin ist ein junger Mann, zu eitel to settle down, zu stolz, um ein "normales" Leben zu führen, wie die Oberschichtgesellschaft von ihm erwartet. Er verschmäht seine Verliebte und bekommt sie später nicht als Geliebte: sie ist dann schon mit einem, natürlich standesgemäßen, funktionalen Ochsen verheiratet. Puschkin selbst war, auch standesgemäß, mit einer angeblich sehr schönen Frau verheiratet, ließ sich aber zu einem Duell provozieren, und hinterließ sie mit Kindern before she hit the wall.

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