Lewis Dartnell: Ursprünge

 

 

 

 

  Woher kommt alles? Nicht vom herrschaftsfreien Diskurs. Auch nicht durch die Beschwörung des Universums. Mehr schon vom Karma, im Sinne von sehr lange Zeiträume übergreifender Tiefengeschichte. Dartnell zeigt die Voraussetzungen der Weltgeschichte, ihre erdgeschichtliche Basis: ohne die Vorgänge, die vor Jahrmillionen zur Entstehung von Erdöl und Gas geführt haben, wären die Golfkriege sinnlos.

All der zivil- und kunsthistorische Überbau steht auf einer breiten Basis aus Plattentektonik, Meeresströmungen, Vegetations- und Animalgeschichte. Die Bäume, die Früchte, die Pferde, die Gräser, alles ist zu einer bestimmten Zeit irgendwo entstanden, und ist somit kontingent. Aber ohne Pferde keine Mongolen, ohne Mongolen keine Geheime Geschichte der Mongolen; ohne die klimatischen Bedingungen, die dazu führten, dass Bäume im Karbon und Plankton im Jura ohne zu verwesen in der Erde eingeschlossen wurden, hätte die Industrielle Revolution keinen Treibstoff gehabt. Das Buch ist eine narzisstische Kränkung für jeden Geisteswissenschaftler, der die ganze Menschheitsgeschichte als Schöpfung der Kultur betrachtet. Und ein Genuss für jeden, dessen Lieblingsfach in der Schule Erdkunde war.

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