Thomas Mann: Tonio Kröger
Schon damals, Anfang 2002 im Leistungskurs Deutsch, als ich zu Tonio Kröger eine Facharbeit geschrieben hatte (und nach dem Gutachten im Wörterbuch nachschlagen musste, was ein "Pamphlet" ist), konnte ich mit dem Neid des Dichters auf den 08/15-Menschen nichts anfangen. Denn was Tonio Kröger beneidete, war nur Fabrikware Mensch, Mediokrität, die "den Geist nicht nötig hatte"; das war keine geistlose Schönheit, sondern bloße, blöde Gesundheit.
Verkannt und unverstanden, zu weiblich für das Geschäfts- und Büropatriarchat seiner Zeit (das wäre er für das heutige Office-Plankton nicht mehr gewesen), wird Thomas Manns Alter Ego Tonio Kröger nur vom künstlerischen und lebenskünstlerischen Rand der Gesellschaft wahrgenommen: wie auch später Hesses Steppenwolf. Ein menschliches Rädchen im Getriebe kaut bei einer Passkontrolle genüßlich das neu und falsch gelernte Wort "Individium" im Mund: Anekdotik, für die mir damals die Heiterkeit fehlte. Die Novelle ist nicht lang und gewiss ein Meisterwek ihrer Zeit.
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