Erich Fromm: Vom Haben zum Sein
Nach der obligatorischen Überdosis Gesellschaftskritik geht es an die konkreten Ratschläge, wie das moderne Individuum vom Haben zum Sein kommt. Meditation, Psychotherapie, Selbstanalyse: Erich Fromm war halt buddhistisch angehauchter Psychologe. Ironie beiseite: was er sagt, stimmt ja, und heute noch mehr als vor 40-50 Jahren, und während ich meine antiquarisch erworbene Ausgabe zuendelas, sah ich die exakt gleiche Neuausgabe des Buchs bei Thadeciusdubel. Es wird also weiterhin verlegt und gelesen. Und?
Nun, es ändert sich wirklich viel, und zwar in die falsche Richtung. Die Habensfixierung der Gesellschaft der konformistischen Individualisten hat noch weiter zugenommen, obwohl durchaus manche meditieren, und sich sogar vegan ernähren (fürs Ego meistens, nicht fürs Tierwohl). Die Menschen sind heute noch einsamer, noch entfremdeter, und doch an Psychologie, Selbstanalyse und Nabelschau so interessiert wie nie.
Das Haben verbindet Fromm freudianisch mit der Analphase: der Geizhals pisst sich ein, weil er nicht kacken kann. Jeder (oder fast jeder) von uns ist ein König Midas: wir sammeln toten Besitz, von dem wir nicht leben können. Nach außen hat es den Anschein, als würde uns alles zu Gold, die innere Leere zeigt den meisten Menschen, dass ihr Leben scheiße ist.
Der Weg vom Haben zum Sein führt durch die Tätigkeit. Wer nur das hat, was er auf dem Weg zur Selbstverwirklichung braucht und gebraucht, ist am Sein orientiert. Toter Besitz lähmt und macht faul, tätigkeitsfördernder Besitz ist ein am Sein orientiertes Haben.
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