Arne Hoffmann: Männerbeben

 

 

 

 

  Das Standardwerk des linken Maskulisten Arne Hoffmann "Sind Frauen bessere Menschen?" war vergriffen und wurde nicht mehr nachgedruckt. Es war auch antiquarisch nicht mehr zu erwerben: kaum 10 Jahre alt, schon war das Buch zu einer Legende geworden. Aber "Männerbeben" wiederholt größtenteils die The- und Problematiken, und so bestellte ich mir dieses damals neue Buch und las es Anfang 2010.

Arne Hoffmanns Blog Genderama entdeckte ich alsbald auch, und noch lange bevor ich mir resignierte und vom weiblichen Egoismus und Solipsismus enttäuschte MGTOW-Youtuber anhörte, wurde mir klar, dass Frauen die emanzipatorischen Fortschritte nicht mit Männern teilen wollen: Frauen wollen das Beste aus beiden Welten (Tradition und Moderne) für sich behalten und das Schlechteste aus beiden Welten Männern überlassen. Frauen wollen alles selbst entscheiden dürfen, und erwarten dafür Respekt (die Bescheidenen), Unterstützung (die Meisten) oder sogar Bewunderung (die große Minderheit der feministischen Narzisstinnen). Für Männer sollen dagegen alle Zwänge bleiben, und außerdem soll es für Männer noch härter werden, als Ausgleich für die Unterdrückung der Frauen im Patriarchat.

Freiheiten für Frauen, Verbote für Männer! Aber wo bleibt das von Hoffmann beschworene "Männerbeben"? Frauen solidarisieren sich, es gibt den Feminismus als eine die Gesellschaft verändernde Bewegung wirklich, den Maskulismus aber nur in kleinen Nischen, denen der Vorwurf des Schwulseins anhängt (es gibt offenbar in Wokistan gute und schlechte Schwule; Schwule, die für Männerrechte eintreten, sind genauso "rechts", "reaktionär", und "frauenfeindlich" wie die heterosexellen Maskulisten).

Ich bin kein Linker, ich bin radikal rechts. Emanzipatorische Bewegungen, die humanistisch, wie Hoffmanns linker Maskulismus, und nicht zynisch sind, wie der Feminismus seit mehreren Jahrzehnten, schlagen aber durchaus Brücken. Ich sehe die redlichen Linken nicht als Feinde, sondern als mögliche Partner im Aufbau einer schönen und gerechten Gesellschaft. Für mich selbst soll nicht alles leichter, komfortabler, weicher, weiblicher werden: als Rechter schätze ich die Härten des Lebens und will sie nicht missen. Ich will nicht von der Gesellschaft bemuttert und in Watte gepackt werden, mir macht das "Gesetz des Dschungels" (Adorno/Horkheimer) nichts aus. Aber Männer sollen auch wählen dürfen, ob sie den harten Weg des einsamen Wolfs gehen, der keinem zu danken hat, oder, wie Frauen, die Verbesserungen der Lebensqualität genießen.

Hoffmann zeigt unermüdlich, dass für Männer und Frauen doppelte Standards gelten, dass es einen gender empathy gap gibt, und wundert sich, warum Männer sich selbst so wenig wert sind, und nicht um ihre Rechte kämpfen. Selbst wenn ein Mann Vater eines Sohnes ist, akzeptiert er die Jungendiskriminierung als schicksalhafte Gegebenheit. Ein Mann muss schon queer enough sein, um sich selbst und andere Männer als Menschen zu sehen, die nicht weniger wert sind als Frauen.

Dann gibt es aber diese Minderheit der erfolgreichen Psycho- und Soziopathen, denen viele Frauen nachlaufen, und die den Eindruck entstehen lassen, es würden Männer herrschen. Doch Männer herrschen nicht, Männer dienen. Fast jede menschliche Gesellschaft ist eine Gynokratie, und selbst Gesellschaften, die nicht gynokratisch sind, sind gynozentrisch.

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