José Cordeiro, David Wood: Der Sieg über den Tod
Das Buch handelt von der "wissenschaftlichen Möglichkeit, ewig zu leben" und ihrer "moralischen Rechtfertigung". Zum technischen Teil gibt es unter Laien nichts zu bereden. Kommen wir zur moralischen Rechtfertigung.
Die Forscher weisen nach, dass Lebensverlängerung bis zur theoretischen Unsterblichkeit prinzipiell möglich ist. Bei der exponentiellen Entwicklung der Biotechnologie könnte schon die nächste Generation biologisch unsterblich werden. Daraus ergeben sich ethische, moralische und sozialpolitische Konsequenzen.
Sozialpolitisch, gesellschaftlich, versicherungstechnisch würde der Wert eines theoretisch ewigen Lebens ins Unermessliche steigen. Da nicht mehr viele sterben werden, wird der seit Jahrzehnten andauernde Fortpflanzungsstreik kein Thema mehr. Da die Menschen nicht mehr an hohem Alter sterben werden, werden sie an Unfällen, Unglücken, Morden und Kriegen sterben, selbst wenn auch diese Todesursachen minimiert werden: die Wahrscheinlichkeit, durch einen Flugzeugabsturz zu sterben, ist gering, wenn man 85 Jahre lebt und einmal pro Jahr fliegt, aber wer ewig lebt, hat auch ewig Zeit, um eines Tages in einem abstürzenden Flugzeug zu sitzen.
Die häufigste Todesursache wird mit Sicherheit der Suizid sein. Wenn die Länge des Lebens nicht mehr durch den Alterstod begrenzt wird, wird jeder Mensch über das Ende seines Lebens selbst bestimmen können, und auch müssen: die biologische Unsterblichkeit ändert nichts an der grundsätzlichen Qualität des Lebens, ein ewig langes Leben wird nicht automatisch ein glücklicheres. Irgendwann entscheidet jeder, dass es genug ist. Möglich ist allerdings, dass die Biotechnologie das Gehirn des Menschen derart modifizieren wird, dass der Mensch, wie ein Gott, schließlich mit der Unsterblichkeit leben kann.
Wer unter diesen Umständen sich weigern wird, sein Leben durch biotechnologische Eingriffe künstlich verlängern zu lassen, wird als ein Suizident betrachtet, und in autoritären Gesellschaften psychiatrisch gegen seine "Lebensunlust" behandelt. In freien Gesellschaften werden Menschen, die ihres natürlichen Todes sterben wollen, und damit ihren Alterungsprozess vor aller Welt zur Schau tragen, herablassend bemitleidet, wie heute etwa Sekten-Freaks, die moderne Krebstherapien ablehnen und sich selbst und ihrer Familie einen qualvollen Tod zumuten.
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