Nassim Nicholas Taleb: Antifragilität
Die Selbsttechnik (Du musst Dein Leben ändern) und die Anthropotechnik (Regeln für den Menschenpark) Sloterdijks basieren auf älteren Techniken des ersten technischen Tieres der Natur: wir Menschen sind Natur plus Technik, und unsere Vorfahren sind exakt ab dem Punkt keine Menschen, wo sie noch Natur pur sind. Es gibt die extravertierte und die introvertierte Technik: der Mensch strebt danach, nicht nur die äußere Natur zu beherrschen, sondern auch die innere.
Was uns nicht umbringt, macht uns stärker, besser, cooler, creepier, stranger, ja nach Kontext. Hat ein fragiles Wesen überlebt, was es nicht überleben sollte, wird es schlechter: es hat einen Schaden. Ein robustes Wesen bleibt was es ist. Erst ein antifragiles Wesen verbessert sich nach einer Leiderfahrung. Die beschädigte Blume wird nie wieder schön, der Kieselstein bleibt Kieselstein, wenn er nicht durch einen Aufprall zweigeteilt oder durch eine hydraulische Presse zu Sand zerrieben wird. Der Mensch wächst über sich hinaus, kann struggelnd besser werden: der junge Fussballspieler, dem wegen eines Herzfehlers von einer Profikarriere abgeraten wird, wird schließlich Nationalspieler; der Stotterer wird ein großer Redner; das schwächlichste Jüngelchen wird zum mutigsten Kämpfer.
NNT zeigt das Prinzip der
Antifragilität an vielen Beispielen und wundert sich, warum es noch
keiner herausgefunden hat. Stimmt nicht so ganz, denn die Philosophen
haben es längst herausgefunden, nur nicht so genannt. Zu den Lebzeiten
unseres Zeitgenossen gilt die Philosophie der Antifragilität als
"rechts", und ist daher aus dem Zeitgeist verschwunden. Schon eine
Generation vorher wussten Ernst Jünger und Lew Gumiljow ziemlich genau,
was Nietzsche mit "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker" meinte.
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