Posts

Es werden Posts vom Oktober, 2022 angezeigt.

Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum

          Da haben aber alle gestaunt: ein Philosoph aus dem tiefsinnigen Deutschland schreibt Mitte des 19. Jahrhunderts eine Ego-Ethik aus der Sicht eines positiven bürgerlichen Subjekts. Viele Zeitgenossen hielten das Buch für eine Satire. Auch die nachfolgenden Generationen konnten es nicht wirklich für vollen Ernst nehmen. Und dennoch: doch. Das war sein voller Ernst. Wer Gemeinwohl sagt, will betrügen. Wer für eine gemeinsame Sache wirbt, will mich doch bloß verarschen. Ist das nicht aufgeklärter gesunder (=skeptischer) Menschenverstand?

Steven Levitt, Stephen Dubner: Freakonomics

          Gib doch zu, du wolltest schon immer Dealer werden. Also hör zu: die meisten Dealer verdienen gar nicht so viel. Nix Koks & Nutten, du würdest als einfacher Drogendealer nicht mehr als ein einfacher Fastfooddealer (Schnellimbiss-Mitarbeiter) verdienen. Und genau wie bei McDick verdienen mit dem Dealen nur die Bosse so viel, dass es für den Lebenstraum des Pöbels (Koks & Nutten) reicht. Und es geht in diesem Buch auch um Dontus. So ausführlich, dass man Bock auf Donuts bekommt, selbst wenn man noch gar nicht weiß (wie ich damals, 2009), was (diese) Donuts (eigentlich) sind. Levitt hatte Bill Clinton beraten, kein Scherz (als es um sozialpolitische Scherzfragen ging). Lesenswerte Zweitageslektüre.

Randall Munroe: What If 2

          Den ersten Teil hatte ich damals beim hinundwiederlichen Stöbern innerhalb mehr als eines Jahres konsekutiv durchblättert, sodass es nichts mehr zu kaufen gab. Nun kam der zweite Teil neu raus, und ich griff zu. Der Autor lässt sich bescheuerte Fragen stellen und beantwortet sie physikalisch korrekt. Er erzählt sogar Geschchten drumrum. Im dritten Teil könnte stehen: "Würde das gesamte Atomwaffenarsenal der Welt reichen, um acht Milliarden an einem Ort versammelte Pütin zu töten?" Und das wäre dann der Duktus des Autors: "Zum Glück für diese Welt gibt es nur einen Putin, und es wäre keine gute Idee, diesen acht Milliarden Mal zu klonen. Aber zufällig sind wir gerade acht Milliarden Menschen. Stellen wir uns einfach vor, alle wären so wie Putin. Zunächst: wie locken wir acht Milliarden narzisstische Psychopathen an einen einzigen Ort, sagen wir mal in der algerischen Wüste? Wir könnten ja die Werbung schalten, dass in der Sah...

A. G. Dugin: Noomachie. England oder Britannien?

         Der Germane steht vor dem inneren Abgrund, der Kelte vor dem äußeren Abgrund. Die deutsche Mystik und der französische Existentialismus sind insofern Nihilismen, als dass in Germanien der heroische Nihilismus (mit Meister Eckhart, Kant, Nietzsche und Heidegger) und in Gallien der verzweifelte (resignativ-euphemistische) Nihilismus (mit den romantischen Lyrikern des 19. Jahrhunderts, und dann halt Sartre und Camus) die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens geben. Der Engländer kennt das Nihilismusproblem nicht, das sich auf der Höhe der Klassischen Deutschen Philosophie für Kant und Fichte stellt. Der Engländer kennt stattdessen das positive Subjekt. Während der Kelte am Abgrund der Sinnlichkeit das weltliche Nichts fühlt, denkt der Germane, am Abgrund der Intuition stehend, das göttliche Nichts. Der Engländer steht genau in der Mitte zwischen den beiden Abgründen. Er sieht sie nicht und denkt, dass sie auch ihn nicht sehen. Es gibt den germanis...